Liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde,
Oktober – das ist der Herbstmonat, in dem man bei schönem Wetter die wechselnde
Farbe der Blätter bewundern kann, schöne Pilze findet, oder nur so in der
herrlichen Natur wandert und die noch warme Sonne genießt. Dabei gibt es sicher
auch Möglichkeit, auf einer Bank auszuruhen und dabei das Reichenberger
Heimatblatt durchlesen. Und in Gedanken vielleicht zurückzukehren und
vergleichen, wie es mal damals war und jetzt ist…
HOCHWASSER IM BEZIRK REICHENBERG
In der dritten Juli-Woche sind die Flüsse Görsbach und Lausitzer Neiße aus den
Ufern getreten. Schäden waren in Reichenberg und Umgebung, z. B. in Neundorf. Im
Isergebirge sind während zwei Tagen 160 mm Wasserniederschläge gefallen.
JESCHKEN
Am zweiten Wochenende im Juli wurde am Jeschken wieder gefeiert. Mehr als 6
tausend Besucher haben daran teilgenommen. Es waren verschiedene sportliche
Wettgewerbe für Kinder (2km Lauf), Erwachsene (Lauf mit Bierfässern – der Sieger
Brauchte nur 45 Minuten bis auf den Gipfel des Jeschkens), Kapellen aller Art
spielten Musik, Ständer mit Köstlichkeiten boten verschiedenes für naschhafte
Zungen an, weiter wurden am Gipfel Filme produziert und abends konnte man ein
festliches Feuerwerk bewundern. Bei warmen, sonnigen Wetter kam so jeder
Besucher auf seine Kosten.
Der Jeschken ist nicht nur Symbol der Stadt Reichenberg, sondern der ganzen
Region. Übrigends ist der Jeschken Wappen des Reichenberger Bezirks. Schon
einige Jahre spricht man über Notwendigkeit, das architektonische und technische
Kleinod rekonstruieren.
Die Ansicht zurück: Nach dem Chronist Carl Rohn wurde im Jahre 1737 am
Gipfelriff das Kreuz, erstes aus der Reihe am Jeschken, aufgerichtet. Er war aus
Stein und stand den Winden und Gewittern bis in das Jahr 1812 wider. Nach seinem
Muster wurden am Gipfel folgend weitere aufgestellt, die aber schon hölzern
waren. Beliebte Ausflugsstelle der Einwohner der Stadt wurde Jeschken nach dem
Jahre 1868, wenn das Ehepaar Florian und Barbara Hasler die erste, teilweise
steinerne Hütte erbauten, die nach dem Fürst Rohan benennt wurde. Dank großem
Interesse wurde bald große Terrasse für mehr als 200 Personen angebaut und im
Jahre 1876 hat der Gipfel den ersten Aussichtsturm erwartet, der aber nach 13
Jahren abgerissen wurde. Auf derselben Stelle wurde ein neuer Aussichtsturm
erbaut, der fester und moderner war.
Im Jahre 1907, dank dem Reichenberger Baumeister Schäfer, entstand in nur sechs
Monaten ein neues Berghotel mit Kapazität von 23 Zimmern und weiträumiger
Veranda, über welche bis in die Höhe von 23 Meter ein Turm mit Aussicht
emporragte. Aber auch diesem Bau war das Schicksal nicht gewogen. Am Ende Januar
1963 kam es zu einem Brand, der das Objekt unwiederbringlich beschädigte. Bei
großer Kälte ist die Wasserleitung eingefroren und bei unvorsichtigen auftauen
mit offenem Feuer kam es zum tragischen Unfall, der die Form des Jeschkens schon
auf immer verändert hat.
Der Jeschken, wie wir ihn heute kennen: Es wurde ein Wettbewerb um Erbau von
zwei Gebäuden ausgeschrieben, und zwar um Fernsehturm und Gaststätte mit
Hotelchen. Am Wettbewerb hat auch Leiter des Projektierungsateliers des
“Regionalen Projektinstituts in Reichenberg”, Diplomingenieur und Architekt
Karel Hubáček teilgenommen. Wie er selbst sagte, erwartete er, dass sie ihn
durchstreichen, weil es zwei Bauwerke auf dem Gipfel sein sollten, und er
entwarf nur ein Bauwerk. Wenn er den Berg beobachtete, wusste er, dass er ihn
verlängern muss. Und dem Sender eine Form des Kegels geben, dass die Winde über
ihn schleifen. Jeschken ist ungeheuer windiger Berg, und eine klassische Wand
hätte viel schlimmer gedient. Weiter war es notwendig, sich mit schwerer
technischen Angabe abfinden. Alle Antennen, die auf anderen Sendern hervorragen,
gab er in den Bau hinein. Es musste eine spezielle Laminat platte entwickelt
worden. Der Architekt kontaktierte die Wissenschaftsakademie, Physiker und
Mathematiker, er suchte einen Partner, der alles berechnen könnte. Bis er
schließlich den Zdeněk Patrmann fand, der schaffte, dass man alles, was
Architekt Hubáček erfunden hat, auch aufbauen kann, ohne abzustürzen. Eine Reihe
von Spezialisten der Wissenschaftsakademie übernahm bestimmte Lösungen in ihre
Forschungen. Das war fantastisch, sonst könnte man es nicht bauen. Am Jeschken
hat man viele Sachen zum ersten Mal in der Praxis versucht. Die Antennen sind
unter dem Kunststoffmantel und den Mantel tragen wieder 12 Meter lange Stangen
aus Plastik. Man wusste nicht, wie man sie machen soll. Bis sie die Fischer
machten. Sie mussten wegen dem ein Loch in die Fabrik durchbrechen, weil es zu
klein war. Sie haben es wunderbar gemacht, sie interessierte es. Jeder, der
mitgeholfen hat, hat so den eigenen Schatten überschritten.
Die feierliche Niederlegung des Grundsteines verwirklichte sich am Samstag, den
30. Juli 1966, um 11 Uhr mit Begleitung unter Tönen des Waldhorns. In den
Unterbau wurde gleichzeitig eine Hülse mit Dokumenten über die Zeit und den Bau
gelegt.
Der Grundpfeiler des Bauwerks ist ein 40 Meter Zylinder aus gezogenem
Stahlbeton, innen mit Aufzug und Treppe. Auf der äußeren Seite des Zylinders ist
wie ein riesiger Rock eine Stahlkonstruktion mit Aluminiummantel aufgehängt. Das
ganze Bauwerk auch mit der Fernsehantenne ist 84 Meter hoch. Die Fernsehantenne
hat die natürliche kegelförmige Silhouette des Jeschkens vollendet und hat sie
auf 1.088 Meter höher gemacht.
Im Erdgeschoss des Gebäudes ist Küche, Restaurant und Fernsehturm untergebracht,
im ersten Stock die Hotelselbstbedienung und Eingangsräume in das Gebäude mit
runder Aussichtsterrasse. Im zweiten Stock befindet sich Restaurant für 250
Gäste. In weiteren Stockwerken sind 16 Zimmer für Gäste, einige für Angestellte
und technische Räume. Das Hotel ist mit Erdöl beheizt und hat eigene
Klimaanlage.
Die feierliche Eröffnung war im Jahre 1973. Es war auch Herr Gustáv Husák,
damals der Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei,
anwesend. Der Architekt Hubáček durfte nicht teilnehmen. Die Kommunisten mochten
ihn nicht und er sie auch nicht, so wurde er nur geduldet. Als die örtlichen
Funktionäre Herrn Husák erklärten, dass der Architekt Hubáček dabei wirklich
nicht sein sollte, so hat er ihn gesagt, dass er sich vor ihm wie vor dem 13.
Apostel fürchtet. Der Herr Hubáček hat sich schlecht gefühlt. Er saß draußen,
sah, wie Herr Husák mit seiner Kolonne angekommen ist, und so ging er nach
Hause. Auf diesem Beispiel kann man gut die absurden Seiten des fungierenden
Sozialismus sehen. Herr Hubáček wäre ja nicht in die Partei eingestiegen, nur,
dass sie ihn zur Eröffnung des Gebäudes, das er erfindet hat, hinlassen. Dies
wurde ihm oftmals angeboten, wie auch als weiteres Paradox in Zusammenhang mit
dem Jeschken sein Autor, Architekt Hubáček, hingewiesen hat.
REICHENBERG – STADT DER SKULPTUREN
Eine neue Kunstrichtung macht Reichenberg zur Stadt der Skulpturen. Die
Gesellschaft SPACIUM, die vor zehn Jahren entstanden ist, bemüht sich, dass
Reichenberg die bildende Kunst ein untrennbarer Bestandteil des Lebens sein
wird. Es handelt sich um Werke von hochwertigen künstlerischer Qualität. Die
Verfasser sind bedeutende tschechischen Bildhauer, die sich schon ihren
namhaften Platz in der Entwicklung der Bildhauerkunst mindestens die letzten
zwei Jahrzehnte eroberten, wie z. B. Lukáš Rittstein, Jaroslav Rona, Milan
Houser, Petr Janda und Martina Klouzová-Niubo. Die Skulpturen sind einerseits im
Freiraum auf die Dauer situiert, manche andere Ausstellungen sind andererseits
zeitlich begrenzt.
– Die “Kugel” verschönert den Platz unweit des Hotels “Zum Goldenem Löwe”. Sie
ist aus hochpolierten Halbkugeln aus Laminat erzeugt und in der Mitte ist ein
Streifen aus Plexiglas, der in der Nacht leuchtet.
– “Frühstück der Riesen” kann man an der Bushaltestelle in der Nähe von der
Bibliothek finden. Es ist eine umfangreiche Bronzestatue. Auf dem Riesentisch,
der die Haltestelle bildet, sind Gegenstände ausgebreitet, die eine Verbindung
zur Geschichte der Gleichzeitigkeit des Reichenberges Bezirks haben.
– “Goldenes Bänkchen – Ewige Zärtlichkeit” wird auch bei dem Warten auf die
Straßenbahn direkt an der Straßenbahnhaltestelle am Tuchplatz ausgenutzt.
– “Denkmal den Opfern der Totalität” befindet sich im Park gegenüber der
Liebieg-Villa. Es ist aus spiegelnden Flächen zusammengestellt und reflektiert
die Umgebung.
– Die “Vögel” sind vor dem Rathaus ausgestellt und wurden zu einer populären
Erfrischung des Raumes am Marktplatz, besonders von den Kindern ausgenutzt.
– Im Innenraum des Gebäudes des neuen Magistrats, im Raum der zentralen Halle,
schwebt ein Mädchen mit Luftballons. Dieses Denkmal trägt den Namen “Erfüllter
Traum”.
– Die “Pforte der Champions”, fast fünf Meter hohes Denkmal des geneigten
Skifahrers, stilisiert eine Form sportlicher aufblasbarer Pforte an der
Endstation der Straßenbahn in Oberhanichen unter dem Jeschken. Das Denkmal
begrüßte als Blickfange die Besucher der Weltmeisterschaft im klassischen
Skilauf, die in Reichenberg im Februar 2009 statt fand. Der Skifahrer blieb in
Reichenberg auf die Dauer als symbolisches Tor des Eingangs in das Ski- und
Freizeitareal Jeschken.
– Die “Lampe Edison”, eine künstlerisch bearbeitete Lampe, wurde im Durchgang
vom Rathausplatz zum Kaufhaus Plaza angebracht. Die Stelle ist lebendig, aber
gleichzeitig auch intim, was der Lampe einen gewissen Anschein zuspricht, dass
es sich um ein künstlerisches Artefakt handelt, das in einer Galerie ausgestellt
ist.
Die Stadt Reichenberg wurde so mit diesen Denkmälern zu wirklichem Museum der
modernen Exterieuren- Kunst.
SPORT IN REICHENBERG
Am 31. August hat im Sportareal Jeschken (Sprungschanzen mit Kunstoberfläche)
und Dörfel (Langlauf mit Roll-Ski) die FIS Summer Grand Prix 2011 in Nordischen
Kombination statt gefunden. Es haben sich 66 junge Sportler aus der ganzen Welt
beteiligt.
STRASSENBAHNVERKEHR IN REICHENBERG
Nach fast zwei Monaten fährt in Reichenberg wieder die Straßenbahn über
Maffersdorf Richtung Gablonz an der Neiße. Sie fährt jetzt direkt durch das
ehemalige Gelände der Textilfabrik TEXTILANA, und zwar zweigleisig. Nur in
Maffersdorf ab der Apotheke bis zur Kirche bleibt die Straßenbahn eingleisig.
Die Gablonzer Straße wurde repariert und verbreitet. Es entstanden neue Bus- und
Straßenbahnhaltestellen. Nach Plänen sollte der Straßenbahn verkehr Richtung
Röchlitz neu gebaut werden, aber wegen Finanzmangel wurde diese Aktion auf
später verschoben.
CHRISTOFSGRUND
Eine von den diesjährigen Attraktionen des Dorffestes am letzten Wochenende im
Juli war auch die komplett vollendete Turmuhr, dritte in der Tschechei. Zum
ersten Mal konnten die Leute auf de Turmuhr auch die beweglichen Phasen des
Mondes und den Tierkreis sehen.
Weiter wartete auch die Besucher verschiedene Musik, Dudelsackspieler,
Jahrmarktstheater mit lebendigen Schlangen und Schnellschule, wo man jonglieren
lernen kann, handwerklicher Jahrmarkt, altböhmische Leckerbissen und Feuerwerk.
Am Sonntag fand in der Kirche des heiligen Christophers die heilige Messe
statt.
Nach Kriesdorf fuhr der Dampfzug und zur Verfügung waren auch historische
Autobusse.
JABERLICH
Im Bild sieht man den Bau des neuen Riesenfasses. Er soll im November dieses
Jahres vollendet sein, danach werde ich mehr darüber schreiben.
Einen schönen Altweibersommer, ideal für Wanderungen, so wie ihn die
Meteorologen prognostizieren, wünscht allen herzlich
Dagmar Neumann.