Liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde,
Dezember, der letzte Monat des Jahres, fängt mit der Adventszeit an und geht
fließend weiter auf die Weihnachten zu. Für die gute Stimmung und ausruhen
während vielen Vorbereitungen zu diesem Fest wünsche ich etwas Zeit und Ruhe
beim Lesen.
FAMILIE LIEBIEG IN REICHENBERG
Die Familien-Residenz der Textilmagnaten in Reichenberg feiert das 100jährige
Jubiläum. Im Jahre 1911 bauten die Liebiegs den letzten, südlichen Teil. Die
Geschichte der Familie Liebieg klingt als der billigste Hollywood-Schmalz an.
Der junge Tuchlehrling Johann Liebieg kam nach Reichenberg im Jahre 1818 zu Fuß.
Und in kaum 50 Jahren hat er mit seinem Einfluss auch den bisherigen Herrscher
der Stadt und des ganzen Landbesitzes, den Graf Clam-Gallas, in die Tasche
gesteckt. Der Nachweis von dem waren Textilfabriken im Grenzgebiet und auch
Bauten, die das Gesicht der Stadt Reichenberg verändert haben. Das
bemerkenswerte war das Liebieg-Schloss, zur Zeit der Totalität Sitz der
Führerschaft der Textilfabrik Textilana, noch vorher war hier der
Betriebskindergarten.
Den Familiensitz fang Theodor Liebig im Josefinsthal zu bauen an, damit er näher
zu seinen Fabriken unter der Reichenberger Talsperre war. Es ist eine
sehenswerte Mischung von Schmuckbaustilen und Schau des Reichtums, typisch für
damaligen Unternehmensboom. Das ursprüngliche Fachwerkhaus aus dem Jahre 1897
mit Eckerkern wurde schrittweise um weitere zwei Flügel und Anbau für Kinder auf
gequellt und wurde zu einem prunkvollen Schloss. Zu dem Gebäude knüpfen sich
sieben Merkwürdigkeiten:
– Arsenik in der Hirsebrei: Nur seltene Stelle hat so einen Anspruch an Gespenst
als gerade das Liebieg-Schloss. Es ist mit einem Mord von acht Leuten verbunden,
davon waren es sieben Kinder. Dort. wo jetzt der linke Flügel des Schlosses ist,
stand vor 200 Jahren ein Holzhaus. Es gehörte dem Joseph Gruner, der sich im
Jahre 1810 im Alter von 56 Jahren seine Frau Anne Maria (20 Jahre) hin
mitbrachte. Sie lebten zusammen 18 Jahre und hatten acht Kinder. Das jüngste
wurde geboren, als der Gruner 74 Jahre alt war. Dann aber ist die Familie in
Armut und Schulden geraten und das Haus sollte versteigert werden. Die Frau
Gruner hat sich zur wahnsinnigen Tat entschlossen. Sie hat in den Hirsebrei
Arsenik eingerührt und vergiftete alle Familienmitglieder, außer der jüngsten
Tochter Karolina. Dann hat sah sie die ganze Woche, wie einer nach dem anderen
in furchtbaren Schmerzen sterben. Sie endete am Richtplatz. Es war einer der
verfolgten Prozesses in Österreich. Es wurde darüber noch lange bei den Festen
gesungen.
Bei dem Bau des Hauses haben sich einige Baumeistern abgewechselt: der
Reichenberger Adolf Bürger, der Wiener W. Modlheim und der Nürnberger Architekt
Jakob Schmeissner, der für die Kinder im Stil der Märchen vom Brüder Grimm ein
kleines Gartenhaus im hinteren Trakt des Schlosses und im Jahre 1911 einen
rundlicheren südlichen Jugendstilflügel erbaut hat.
– Kindern Eintritt verboten: Mit dem Turm ist das zweite Interessante verbunden.
In ihrem Gipfel mit Podium, zum Osten orientiert, war ein Betsaal. Den Raum
verzierten die Ornamente. Im Stockwerk unter dem Saal blieben die ursprünglichen
neugotischen Möbel, geschnitzte Kappe der Heizungsanlage mit Jägermotiven,
großer Schrank und kleines eingebautes Schränkchen mit der Vitrage. Vom Turm ist
schöne Aussicht in den Garten und auf die Spitzdächer und Vordächer des
Schlösschens. Die Stelle ist eine Oase der Stille und des Privatlebens. Das
Privatleben hat sich der Hausherr streng beschützt. Auf den Turm durften z. B.
überhaupt nicht die Kinder. Als die Nachkommen der Familie Liebieg von sechs
Jahren angekommen sind, sich die Villa anzuschauen, haben sie zugegeben, dass
sie das erste Mal erst bei dieser Gelegenheit im Turm waren.
– Die Ehefrau als Madonna: Ein Geheimnis hat auch die Madonna, aber mit zwei
Kindern, über dem Haupteingang. Sie ist auffallend ähnlich der Maria Ida, der
Gattin von Theodor Liebieg des Jüngeren. Laut erhaltenen Fotos könnte es sie
sein, noch dazu war sie sehr fromm und zurzeit, wenn das Schlösschen fertig
gebaut wurde, hatte sie tatsächlich zwei Kinder. Insgesamt hatte sie fünf
Kinder.
– Seltsamere Inschrift: Dieselbe Maria Ida kann man auch im Saal der Sagen
finden. Dort hat sie schon alle Kinder. Hier könnte man gleich etliche
Geheimnisse finden. Zum Beispiel, warum wurde im Jahre 1939 die ursprünglich
zweistöckige repräsentative Halle mit geschnitzten Treppe und Marmorkamin noch
halbiert und so ihre Schlossatmosphäre kaputtgemacht. Oder warum wurde die
Kassettendecke mit sagenhaften Motiven mit der Inschrift “Cacatum non est
pictum” (gemacht ist nicht aufgemalt). Möglicherweise war es ein Scherz oder
Bericht, dass der Maler das Werk nur vorgeschlagen hat, und nicht aufgemalt.
– Die Türen aus Abbruch: Erwähnung verdienen auch die Türen. Sie sind aus
verschiedenen Abbrüchen der Schlösser in Deutschland. Außer Eingang in den
mittleren Flügel stammen alle von den Renaissance- und Barockobjekten und Baron
von Liebieg lass sie befördern, um seiner Residenz die historische Atmosphäre zu
gewähren.
– Unterirdische Deckung: Die Barocktür führt zum hinteren Hof und in den Garten.
Auch der Garten hat sein Geheimnis. Es dominiert ihr eine mächtige Buche und
Kreisbrunnen, der mit Granit umsäumt ist. Das Wasser hat die Mine aus der
Talsperre zugeführt. Im Garten ist immer noch der Eingang in den Gang
ersichtlich. Der Gang ist aber schon verschüttet. Am Abhang des Gartens haben
die Inhaber einen Weinkeller errichtet. Ein Teil des Gartens und Weinkellers
wurde während des zweiten Weltkrieges zum Luftschutzraum. Seine Strecken
durchbohren den Hügel zwischen Schloss und ehemaligen Kloster. Das Sandportal
des ursprünglichen Weinkellers verunstaltet feste Panzertür.
– Der erste Personenwagen in Böhmen: im hinteren Teil des Gartens stehen ein
Gebäude mit großen Garagen. Heute parken hier die Autos der Stadtpolizei. Vor
100 Jahren haben sie aber ein Motorschatz beherbergt, den ersten Personenwagen
in Böhmischen Länden des Österreich-Ungaren. Im Jahre 1893 kaufte Theodor
Liebieg das Auto Benz Victoria und wurde der erste Inhaber des Führerscheins.
“Der Stadtrat Reichenberg bestätigt hiermit, dass Herr Theodor, Freiherr von
Liebieg, mit seinem Benzinauto unter Polizeiaufsicht am Ende des Jahres 1893 die
Probefahrt unternahm und dass er während des Benutzen diesen Autos nicht einen
kleinen Fehler begehen hat.” Dies wurde im Führerschein geschrieben. Interessant
ist, dass der Führerschein erst aus dem Jahre 1895 stammt. Möglicherweise hat er
den ursprünglichen irgendwo verliert.
Im Haus der Liebiegs haben heute Sitz die Beamten. Im Saal der Sagen finden ab
und zu Hochzeiten statt und etwa zweimal im Jahr öffnet das Rathaus das Schloss
den Reichenbergern.
HABENDORF
Die Landschaftliche Gartenausstellung Mitte Oktober lockte nach Habendorf viele
Besucher. Zuerst hatte man Angst, dass man nicht viel zu sehen bekommt, weil im
Frühjahr viele Obstblüten erfroren sind, aber die Wirklichkeit übertraf die
Erwartung. Im Gemeindehaus stellten 119 Aussteller, davon 52 aus Deutschland,
vor. Es wurden insgesamt 198 Muster von Obst und Gemüse gezeigt. Man konnte sich
die Produkte auch kaufen. Nach einer Woche wurde die Ausstellung zum ersten Mal
nach Grottau verlegt, wo sich die Züchter drei Tage lang mit ihren
Naturprodukten prahlen konnten.
KEILSBERG
Die Schule am Keilsberg feierte das 120. Jubiläum. Die Stadtvertretung bestimmte
über die neue Schule im Jahre 1885. Der Aufbau selbst hat erst fünf Jahre später
angefangen. Es arbeiteten dabei 70 Maurer. Der Bau kostete 324.000
österreichische Kronen.
Darüber berichtete eine Ausstellung, die die Leitung der Schule zusammen mit den
Schülern vorbereitet hat.
Das prunkvolle klassizistische Gebäude besuchen heute 279 Schüler. Die Schule
ist bis heute schön, aber in ihrer Zeit handelte es sich um eins der modernsten
Schuleinrichtung in Österreich-Ungarn. Damals konnten ihm nur einige Schulen aus
den deutschsprachigen Länden gleich sein. Der Baumeister Paul Wagler hatte bei
der Bearbeitung der Dokumentation Erkenntnisse über den Bau der
Schuleinrichtungen aus Wien, Dresden oder Leipzig zur Verfügung. Im ersten
Schuljahr besuchten die Schule 296 Schüler und den Unterricht gewährleistete ein
sechs glieder Lehrerkollegium. 120 Jahre später kümmern sich um die
Grundausbildung der Kinder 24 Lehrer, ein Spezialpädagoge und drei
Erzieherinnen, weil während der 100 vergangenen Jahren kam es zu großer
Erweiterung der Zahl der Unterrichtsgegenstände und auch zum vertiefen des
Unterrichtsstoffes.
Es sind hier auch acht spezielle Klassen für Schüler mit spezifischen
Lernstörungen.
Für die Interessente wurden Besichtigungen der Innenräumen und Ausstattung der
Schule organisiert. Für die Kinder wurde am Sportplatz eine Disco und
Tanzwettbewerb vorbereitet.
LAPIDARIUM BEIM LEIPZIGER PLATZ
In Reichenberg, neben Leipziger Platz, beendete die erste Etappe der
Revitalisierung des ehemaligen Lapidariums. Der “Garten der Erinnerungen” ist
nicht nur eine übliche Parkanlage mit neuen Bäumen, Bänken, Lampen, Abfalleimern
oder Trinkwasser. Gleichzeitig haucht durch die Artefakte auf die Besucher ein
Stück Geschichte der Stadt.
Den Garten verzieren alte Grabsteine, Denkmale, Skulpturen und Kreuze, die hier
aus der Zeit, in der die Stelle der Funktion des alten deutschen Friedhofes aus
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachkam, blieben. Die Bruchteile der
Geschichte dienten auch zum Pflastern des Weges. Der Weg dreht sich zwischen den
Bänkchen und bekam die anliegende Bezeichnung “Fluss der Erinnerungen. Man kann
hier z. B. das Pflaster vom Töpferplatz, die Fließen aus der Liebieg-Villa, die
Dachziegel vom alten Stadtbad, den Belag vom Maffersdorfer Brauerei, einen
Ziegelstein von der Textilfabrik Textilana oder einen Ziegel von unlängst
abgerissenen Kaufhaus Jeschken finden. Die Erneuerung des verwüsteten Parks
kostete die Stadt fünf Millionen Kronen und stellt nur die erste Phase des
Projektes dar. In der zweiten Etappe werden die Gruften und Denkmäler, u. a.
auch der berühmten Reichenberger Geschlechtern Liebieg und Hübner, repariert.
Während Bearbeitung der Fläche fanden die Archäologen des Nordböhmischen Museums
in Reichenberg bei der Forschung erhaltene Metallkreuzchen von den Gruften, die
einige Jahrhunderte alt waren. Die interessanteste Entdeckung bis jetzt ist ein
alter Brunnen, acht Meter tief. Bevor das Wasser abgepumpt wird, werden die
Taucher feststellen, was sich am Boden befindet.
Der ehemalige Friedhof diente in der Vergangenheit auch als Gärtnerei oder
Verkaufsstelle der Gartenmöbel. Der Friedhof verfällte und auch die Vandalen
haben dazu beigetragen.
REICHENBERG ALS STADT DES SPORTES
Reichenberg wurde heuer Europäische Stadt des Sportes für das Jahr 2012. Diese
Prestigeanerkennung verlieh der Stadt die Assoziation der europäischen Städte
des Sportes bei der Europäischen Union. Die Mitglieder der Assoziation
begeisterte am meisten das Ski-Areal in Dörfel und die Sprungschanzen am
Jeschken. Es hat ihnen auch die Tip-Sport- Arena gefallen und sie schätzten die
Tatsache, dass Reichenberg auch Möglichkeiten den gehandicapten Sportlern
anbietet. Im nächsten Jahr bekommen die Reichenberger die Gelegenheit,
gemeinsame Projekte mit türkischem Istanbul oder italienische Florenz, die den
Titel auch gewonnen haben, zu entwickeln. Es ist eine Chance für alle Sportler,
sich der ganzen Europa vorzustellen. Sie können dabei Erfahrungen bekommen und
im Gegenteil, den anderen eigene Erfahrungen übergeben. Der Titel sollte mehr
Geld für die Sportklubs sichern und mehr Touristen in die Stadt bringen.
VERBAND DER DEUTSCHEN IN REICHENBERG
Am 8. Oktober fand in Paulsdorf im Restaurant “U Košků” die Hauptversammlung mit
Neuwahlen des Vorstandes statt. Die Mitgliederversammlung wählte neuen Vorstand
von 13 Personen (8 Frauen und 8 Männer) aus Reichenberg, Grottau, Oberwittigtal,
Rumburg und Schönlinde. Frau Krista Blaževičová wurde vom neuen Vorstand zur
neuen Vorsitzenden gewählt. Den Verband führte bisher 17 Jahre lang Lothar
Porsche, der jetzt zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Als Gast war der
Vorsitzende des Heimatkreises Reichenberg, Herr Klaus Hoffmann, anwesend. Der
Nachmittag ist mit guter Stimmung bei Erfrischung, Musik und Tanz
vorgeschritten.
Einen guten Rutsch in das neue Jahr 2012 wünscht allen herzlich
Dagmar Neumann.