Der Reichenberger Zoo wurde 1919 gegründet ist damit der älteste der damaligen Tschechoslowakei. Bis 1931 war er auch der einzige im Staat. Denn erst 1931 wurde der Zoo in Prag eröffnet.
1969 schrieb die tschechische Zeitung „Rudé Právo“ im Artikel „Unser Zoo ist 50 Jahre alt“: “ … Fast drei Jahrzehnte vegetierte der Garten größtenteils und blieb gegenüber dem Prager gewissermaßen ein „Tachenbuch-Zoo“. … „Im Jahre 1945 traf man ihn in einem elenden Zustand mit einer Handvoll Tieren an“ … „Schließen wir uns einer Gruppe von Besuchern zur Besichtigung des heute 12 ha großen Areals an … „. „…, dass derzeit der Reichenberger Zoo über 130 Arten mit 500 Tieren besitzt…“ Soweit Auszüge aus dem Bericht, zu dem wir später noch einmal zurückkommen wollen.
Zunächst ein Blick zurück an die Anfänge und die Entwicklung bis 1945
Hinter dem Gondelteich lag ein Forsthaus. Dort konnte man bereits ohne die Stadt Reichenberg verlassen zu müssen Hirsche und Rehe sehen. Hier stand der erste Reichenberger Tiergarten schon zur Jahrhundertwende. Der Ornothologische Verein versuchte sich bereits ab 1906 mit einer kleinen Ausstellung von Tieren auf einem 100 m im Quadrat großen Gelände. Die heimische Vogelwelt fand dort ebenso einen Platz wie Kaninchen und andere Kleintiere. Fasane, Falken und Adler zogen ein, als vom Gelände der Deutsch-Böhmischen Ausstellung 1906 das sogenannte Storchenhaus hinter den Gondelteich verfrachtet wurde. Dem Infanterieregiment 94 ist zu verdanken, dass im Jahr 1908 ein Braunbär sein Quartier hier aufschlug. In der Kaserne wollte er nicht geduldet sein. Als mit Professor Fritz Weller ein Kenner des Zoos in Wien und Bekannter des Zoodirektors in Hamburg 1909 nach Reichenbeg kam, entwicklete sich die Begeisterung für den Zoo schnell weiter. Nun zogen Riesenschlangen, Schildkröten und Eidechsen ein. Und in dem bisher ehrenamtlich betriebenen Zoo wurden Tierpfleger und Arbeiter eingestellt.
Neben Prof. Weller sind als Männer der ersten Stunde Otto Bulirsch und vor allem Fachlehrer Erich Sluwa zu nennen. Gerade letzterer wird in der weiteren Entwikclung des Zoos eine wichtige Rolle einnehmen.
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges drohte dem Zoo das Ende. Die Situation wurde erwartungsgemäß immer schwieriger.
Mit Ende des Krieges und Gründung der Tschechoslowakei löste sich der Ornothologische Verein auf-mangels Mitgliedern! Prof. Weller, noch immer dem Zoo eng verbunden, berief zum hauptamtlichen Leiter den bereits erwähnten Fachlehrer Erich Sluwa. Zur Unterstützung wurde der Tiergartenverein ins Leben gerufen. Stadt, Bevölkerung und Unternehmer unterstützten den Wiederaufbau. Und 1926 konnten einem 4,5 ha großen Freigelände mit Schwanenteich, Seelöwengrotte, Bärenzwinger, Winter- und Raubtierhaus, Vogelhäuser und Käfige in denen 500 Tieren Platz und Schutz geboten wurde. Ein Kamelhaus und ein Kinderzoo, ein Affenhaus und eine weitere Winterhalle ergänzte das Angebot. Und durch Schenkung der Stadt wuchs das Gelände auf 11 ha!
Das Jahr 1945 unterbrach die Weiterentwicklung des Reichenberger Zoos. Direktor Erich Sluwa übergab, ordentlich protokolliert, am 23. Juni 1945 das gesamte lebendige und tote Inventar des Reichenberger Zoos nach ordnungsgemäßer Prüfung aller Unterlagen drei Vertretern der tschechischen Regierung.
Im Übergabeprotokoll an die tschechische Regierung wurden 950 einheimische und exotische Tiere, die 190 Arten angehörten festgehalten. Erinnern Sie sich noch an den Artikel der „Rudé Právo“? Elender Zustand und eine Handvoll Tiere wurden attestiert. Im Jahr 1969 hatte es der Zoo auf immerhin 12 ha, also einen ha mehr als 1945 und 500 Tiere (minus 450) aus 150 Arten (minus 40) geschafft.
Heute ist der Zoo wieder ein beliebtes Ausflugsziel für jung und alt. Und die schon seit seinen Anfängen gepflegten Wege des Bestandsschutzes und der Aufzucht machen ihn auch heute berühmt. Der Zoo zählt wieder ca. 1000 Tiere aus 150 Tierarten. Weiße Tiger gehören zu seinen Aushängeschildern.