NACHRICHTEN AUS DER HEIMAT – November 2012

Liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde, im November werden die Tage immer mehr kürzer und der Sonnenschein lässt auch nach. Und so erwärmt uns wenigstens im Herzen eine neue Nachricht, die gleichzeitig Erinnerungen hervorruft…

REICHENBERG
– DER ÄLTESTE REICHENBERGER:

 

In der Kirchenstraße in der Nähe der Kirche des Hl. Antonius des Großen wurden 400 Jahre alte Überreste entdeckt. Das Skelett fanden die Archäologen während des Wechsels der Kabelleitung der Hochspannung von der Firma ČEZ. Es ist belegt, dass hier einst ein Friedhof war. Im 16. Jahrhundert wurde hier begraben. Dies wurde im Jahre 1994 bestätigt, als während des Grabens für die Firma TELECOM in 45 cm breiter und 25 Meter langer Zone 27 Skelette gefunden wurden. Deshalb vermutet man, dass unter dem ganzen Gebiet heute hunderte von Gräben liegen. Diese Vermutung bestätigten zum Teil auch die Angestellten des Nordböhmischen Museum in den 60. Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als sie während des Grabens in der Umgebung des Neustädter Platzes in der Erde liegende Skelette fotografierten. Damit wir verstehen, warum der ehemalige Friedhof im Zentrum der Stadt stand, müssen wir uns Reichenberg vor 400 Jahren vorstellen. Die damalige Stadt endete im Grunde genommen mit der Kirche des Hl. Antonius des Großen. Der Friedhof stand hier auf der Peripherie. Erst um das Jahr 1631 wuchs die Neustadt an, den Friedhof hat man aufgehört zu benutzen und auf seinem Teil wuchs der heutige Neustädter Platz auf. In derselben Zeit entstand in der Ruppersdorfer Straße der neue Friedhof, der den ursprünglichen ersetzte. Die Kirchenstraße, wo das Skelett gefunden wurde, entstand erst im Jahre 1830, als man zwischen den Häusern eine Baulücke behalten hat. 

– DAS STADTBAD: Der 25 Meter lange Schwimmbecken wurde rekonstruiert. Die variable Höhe des Spiegels, ein kleiner Schwimmbecken mit salzhaltigem Sprudelbad, breite rostfreie Riesenrutschbahn oder Kindersauna und weitere Neuigkeiten – solche Attraktionen locken in dem neuen Anbau besonders die Schüler und Vorschulkinder und in den ausgesparten Teilen auch die Familien mit Kindern. Auch die Außensonnenwiese, wo sich die Besucher direkt aus der Sauna abkühlen können, wurde hergerichtet, und ein schmaler Wasserweg mit Steinchen für Massage der Füße wurde noch dazu erbaut. Alles konnte man im Rahmen des Probebetriebes schon ab 1. September ausprobieren. Die offizielle Vorstellung fand dann am 19. September statt. Außer Besichtigung des Areales wurde auch ein Kulturprogramm und Programm für die Kinder vorbereitet.

 

– DIE MILITÄRISCHEN CHEMIKER feierten am 21. September 2012 vor dem Reichenberger Rathaus und in der Umgebung zwei bedeutende Jahrestage. Das 35. Jubiläum der Gründung der Brigade in Reichenberg und runde 60 Jahre von Anfang des chemischen Heers unter dem Jeschken. Nach dem Festeinstieg von Hunderten marschierenden Soldaten spielte die militärische Musik, die Wache in Festuniformen hängte die Fahnen der Einheit hinaus. Es wurden Gedenkmedaillen erteilt, ein chemisches Laboratorium bewundert und chemische Technik mit Kampf aus der Nähe vorgestellt. Eine Reihe von Mitgliedern der Brigade füllt ihre Aufgaben in der afghanischen Mission ISAF-KAIA. Die Reichenberger Einheit erwarb sich den Namen z. B. während der Mission “Desert Storm” vor 20 Jahren. Elf Reichenberger Chemiker, zusammen mit anderen, zielten damals in die Meeresbucht hin, aufgrund der Vereinbarungen zwischen der Tschechoslowakischen Federalrepublik und Saudi-Arabien. Während einigen Jahrzehnten des Funktionierens führten aber die Chemiker ihre Fähigkeiten auch außer Kriegsgebiet vor. Im Jahre 1997 haben die Soldaten z. B. bei dem zerstörenden Hochwasser in Nordmähren eingegriffen, im Jahre 2002 in Prag und in Mittelböhmen und im Jahre 2010 in Nordböhmen einschließlich Reichenberger Gebiet. Die Brigade ist vorbereitet, zugunsten des integrierten Rettungssystem der Tschechischen Republik im Falle einer Kernhavarie oder Betriebshavarien, verbunden mit Auslauf von toxischen Stoffen, einzugreifen. Während des Festtages wandelte sich die militärische Technik eher zu Exponaten, die die Mehrheit der zusehenden Väter mit ihren Kindern bewerteten.

 

 BÖHMISCH AICHA
– Während der Feier des 5. Jubiläums zur Verleihung der Privilegien der Stadt am 29. September 2012 war der Hauptveranstalter das Museum (Podještědské muzeum) in Zusammenarbeit mit dortiger Bibliothek. Bestandteil der Feiern war der Jahrmarkt, Vorführung der alten Handwerker, Musik- und Tanzaufführung. Es kam auch Johann aus Wartenberg an, dem im Jahre 1512 die Privilegien verleihen wurden.  
– Das Puppenensemble JESCHKEN feiert 40 Jahre auf der Bühne. In dieser Zeit haben die Mitglieder des Ensembles  47 Premieren zu Ende gespielt, dazu mehr als 400 Vorstellunten nicht nur auf der Hausszene, aber auch auf den Reisen, Schauen und Festivalen. Das Ensemble spielt mit langen und kurzen Faden. Bei zwei Meter langen Faden sind die Schauspieler nicht zu sehen, sie spielen im sogenannten “Fenster” und stehen auf einer Bank, bei kurzen Faden sieht man auch die Schauspieler auf der Szene. Bei der Gelegenheit des Jubiläums wurde in der Huss-Gemeinde in der Stadt eine Ausstellung veranstaltet, wo ab den 28. September 2012 nicht nur die Historie, sondern auch die Puppen des Ensembles vorgestellt wurden. 

 

GROTTAU AN DER NEISSE
– DAS ERNTEDANKFEST fand am 15. September 2012 auf der Feuerwehrwiese statt. Man konnte Tiere, landwirtschaftliche Technik und den handwerklichen Marktplatz bewundern. Dazu kam noch Country Kapelle, Zimbalmusik und eine Menge von guten Gerichten.

–  GRAFENSTEIN hat den Altan wieder zurück. Nach mehr als 50 Jahren haben die Studenten der Reichenberger Mittelschule zum 20. Jahrestages der Benefizkonzerten, die die Erneuerung der Burg finanziell unterstützen, die Replik des Altans aus dem Jahre 1809 auf den ursprünglichen Platz angefertigt.

 

KRATZAU
Die neue Jugendstillbrücke über den Fluss Görsbach öffnete feierlich am Tag der tschechischen Staatlichkeit, den 28. September 2012, der Präsident der Tschechischen Republik, Václav Klaus. Diese Brücke steht an der Stelle der ursprünglichen Jugendstillbrücke, die während des tragischen Hochwassers im August 2010 abgerissen wurde. In die Brücke wurden Jugendstillteile aus der ursprünglichen Brücke einkomponiert. Die neue Brücke in Kratzau wurde zum Symbol des zerstörenden Hochwassers im Jahre 2010.

Es war schon der dritte Besuch des Präsidenten in der Stadt. Leider kam es zu einem Konflikt und der Präsident wurde von einem 26jährigen Reichenberger mit sieben Schüssen aus einer Kugelpistole (Air-Soft-Pistole) am Arme leicht verletzt. Der Täter wollte damit nur gegen die unerfreulichen Verhältnisse in der gegenwärtigen Gesellschaft und gegen die Staatspolitik protestieren. 

 

LIEBENAU
Das Liebenauer Fest fand am 22. September 2012 statt. Eröffnung begann mit einem Festumzug, umrahmt von zeitnaher Musik. Laut Programm folgte das königliche Ritterturnier, die Gaukler jonglierten, ein inquisitorischer Prozess mit der Hexe war auch zu sehen, weiter folgte eine Vorführung des Feuerangriffes und Staffel zu zweit der kleinsten Feuerwehrmänner, auch Musik- und Tanzkapellen mit Konzert einer Rockkapelle trugen zur guten Laune bei.

RUDOLFSTHAL
“Das Enten” ist ein Originalname für neuzeitliche Tradition, die von Einwohnern des Reichenberger Viertels Rudolfsthal eingeführt wurde. Die Ortsbewohner haben keine Kirche und Kirchweih, und so entstand diese jährliche Tradition. Die Nachbaren braten eine Ente auf verschiedene Weise und die Fachjury bewertet das gesamtaussehen und selbstverständlich den Geschmack. Dieses Jahr gewann eindeutig die im Weidenkorb servierte Ente mit Knoblauchfüllung.

 

IN EIGENER SACHE

Ich möchte mich auf diesem Wege herzlichst für die vielen alten Rezepte aus Sudetenland, namentlich bei Frau Seeliger, Frau Henningen und ihrer Tochter und beim Herrn Dipl.-Ing.-Ök. Bahsler, bedanken. Die nicht nur “süßen” Rezepte werden bei dem nächsten Besuch des Barons P. E. von Liebieg in Reichenberg dem Hotel Prag gegenüber Rathaus übergeben. (Hoffentlich klappt es noch in diesem Herbst während der Gelegenheit der Neueröffnung der Liebiegwarte.) Ich selbst bin schon jetzt neugierig, welche von den interessanten Rezepten werden in der Zukunft auf der Speisekarte stehen und mit welchem Erfolg!

Im November gedenken wir unserer Lieben, die uns vorausgegangen sind. Allen Heimatfreundinnen und -freunden wünscht  erträgliche Tage, mit Vorfreude an die kommende Adventzeit,

Dagmar Neumann.

Veröffentlicht in Aktuelles, Reichenberg heute Liberec.

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