NACHRICHTEN AUS DER HEIMAT: April 2014

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Kaiser-Franz-Josef Bad zur Wiedereröffnung nach umfangreicher Rrestaurierung



Liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde,

 

 der Monat April mit seinem unberechenbaren Wetter ist wieder da, so auch die Osterfeiertage, dieses schöne Frühlingsfest. Hoffentlich werden wir die Ostereier diesmal nicht unter dem Schnee suchen, der ja in der Winterzeit vielen gefehlt hat.

 

REICHENBERG

– In der Hälfte des 19. Jahrhunderts war Reichenberg die zweite bedeutendste Industriestadt in Böhmen. Ihre weitere Entwicklung hat aber Mangel von qualifizierten Arbeitskräften mit Fachausbildung gebremst. Dank des Verlangens des Stadtrats ist es gelungen, die kaiserliche Entscheidung gewinnen und im Jahre 1876 die Staatliche Industrieschule gründen. Sie ist so die dritte älteste im Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. Die Schule hat Fachmänner für drei Fachgebiete vorbereitet – Chemie, Bauwesen und Maschinenbau. Am Anfang hat die Schule keine eigene Räume gehabt, aber schon im September 1879 wurden chemische Laboratorien aufgebaut (das heutige Gebäude B). Im Jahre 1884 entsteht der Haupttrakt des Hauptgebäudes. Die Seitenflügel wurden im Jahre 1897 angebaut. Zu dieser Zeit hat die Schule schon eigene Laboratorien und Werkstätte benutzt, die die heutige Form erst mit dem Umbau im Jahre 1930 gewann. Das Jahr 1945 brachte der Schule grundsätzliche Änderungen in der Struktur der Fachgebiete. Zum 1. September 1953 hat sich das Bauabteil in die selbständige Industrielle Bauschule getrennt und im Jahre 1957 beendete definitiv der Unterricht der chemischen Fachgebiete. Die Elektrotechnik, von jeher im Rahmen des Maschinenbaues unterrichtet, bildet selbständige Fachgebiete. Zuerst stark strömige und ab dem Jahre 1962 schwach strömige. Die Ausbildung konnten die Studenten auch in der Abendschule gewinnen, die ab dem Jahre 1952 ausgeübt wurde. Im Jahre 1979 ist es gelungen, in das Areal der Schule große Turnhalle eingliedern. Um sie ist im Jahre 1993 ein Verbindungskorridor zwischen dem Hauptgebäude und den Laboratorien aufgebaut. Im Jahre 1994 bekam der Schulhof eine Park Form.

Die Industrie-Maschinen- und Elektrotechnische Mittelschule und Höhere Fachschule in Reichenberg knüpft auf die lange Tradition der Ausbildung und Vorbereitung der erfolgreichen Techniker und Ingenieuren an. Diese finden Anwendung in den Industrieunternehmen nicht nur in der Tschechischen Republik, aber auch im Ausland. In der letzten Zeit steigt die vorwiegende Mehrheit der Absolventen zum Studium auf den Hochschulen ein. Ab dem Jahre 1996 wurde die Höhere Fachschule Bestandteil der Industrie-Maschinen- und Elektrotechnischen Mittelschule. Mit Hilfe von ihr wurde den Absolventen der Mittelschulen das Studium des Fachgebietes Computersystems angeboten, dass sie endlich in dem dynamisch entwickelnden Fachgebiet der Informationstechnologien Anwendung finden. Ab dem 1. September 1997 wurde das Studienfach elektronisches Computersystem auch auf der Industrieschule eröffnet. Das Studienangebot erweiterte im Jahre 2003 noch das Fachgebiet technisches Lyzeum. Die Schule nimmt neben den Ausbildungsaktivitäten auch an ganzer Reihe von Projekten Teil und zusammenarbeitet mit Auslandpartnern.

Die Interessenten um das Studium auf der Mittel-Industrie-Maschinen- und Elektrotechnischen-Schule hatten am Donnerstag, den 6. Februar 2014 die Möglichkeit, sich während des Tages der offenen Tür von 8 – 16,30 Uhr vor den Empfangsprüfungen die Klassenzimmer und Schulanlagen ansehen. Ab 2012 kann sich die Schule mit dem Titel “Die Weltschule” prahlen. Sie knüpfte so auf den Erfolg vom vorigen Jahre an, wo sie zur “Schule des Jahres des Reichenberger Bezirkes” wurde. Die Öffentlichkeit und zukünftige Studenten konnten sich so z. B. die Elektrolaboratorien, Robotik oder CNC Maschinen ansehen. Die Gäste erwartete ein kleiner Imbiss, Kaffee oder Tee und ausgezeichneter Apfelstrudel, den selbst der Direktor der Schule gebacken hat.

 

– Die einst berühmten “Kammerspiele (Kino “Lípa”) hinter dem Reichenberger Tuchplatz in der Bahnhofstrasse feierten am 7. Februar 2014 in Stille und Vergessenheit ihr 100. Jubiläum. Vor hundert Jahren hat hier das Publikum seinen ersten Film besichtigt. Seitdem ist aber längst alles anders. In der Konkurrenz der Multiplex hat die Stadt mit dem Kino keine Pläne mehr; das Kino ist schon zwei Jahre geschlossen. “Es reichen die Sorgen mit einem klassischen Kino Warschau”, führte der Stellvertreter der Reichenberger Primatorin Kamil Jan Svoboda an.

 

– Die Straßenbahn Strecke zwischen Reichenberg und Gablonz an der Neiße feiert heuer das 60. Jubiläum: Die eingleisige schmalspurige Linie ist die letzte ihrer Art in der Tschechischen Republik. Die legendäre Straßenbahn Nummer 11 hat am 15. Februar 1954 die Autobuslinie ersetzt. Sie fing an regelmäßig zwischen Gablonz an der Neiße und Haltestelle Maffersdorf -Kirche zu pendeln. Gablonz hatte die Straßenbahn ab dem Jahre 1900, Reichenberg noch um drei Jahre früher. Die Straßenbahn Verbindung blieb für lange nur in den Vorstellungen wegen der gleichläufigen Eisenbahnstrecke. Das Projekt bekam die Chance nach dem Zweitem Weltkrieg, wann großer Mangel an Erdöl und Reifen war. Die elektrische Traktion hatte so die Vorteile an ihrer Seite. Der Bau begann im Jahre 1949 in Gablonz an der Neiße. Im November 1953 fang die Straßenbahn nach Proschwitz zu fahren, erst drei Monate später bis zu der Kirche. Damals war keine Drehscheibe notwendig. Der Fahrer ging auf das zweite Ende der Straßenbahn und konnte in umgekehrter Richtung fortsetzen. Weiter nach Reichenberg wurde dann mit dem Bus fortgefahren. An der ganzen Strecke fangen die Straßenbahnen mit den Reisenden regelmäßig erst ab Januar 1955 zu fahren. Die Fahrt zwischen Maffersdorf und Gablonz dauerte 20 Minuten, heute sind es 17 Minuten. Die Fahrkarte kostete im Jahr 1954 1,80 Kronen, heute zahlt der Reisende zwischen den bei Städten 26 Kronen. Das 60. Jubiläum ist Grund zur Feier und auch Reparatur. Die Reparaturen fangen am 15. März an und werden ungefähr ein Jahr dauern.

 

– Die Leser können sich Bücher aus deutschen Bibliotheken borgen. Die Kreiswissenschaftliche Bibliothek hat sich in das internationale Projekt “Tschechisch-Sächsisches Netz der Bibliotheken -Informationen ohne Grenzen” eingefügt. Außer der Reichenberger Bibliothek arbeiten im Projekt weitere drei Institutionen in Chemnitz, Zittau und Pilsen mit. Die Zusammenarbeit zwischen den Bibliotheken ermöglicht den Lesern, die Bücher sich aus den zusammenarbeitenden Bibliotheken am schnelleren Wege und umsonst zu bestellen. Falls man ein Buch in Deutsch braucht, das man in der Reichenberger Bibliothek oder irgendwo anders in der Tschechischen Republik nicht bekommen kann, reicht es, wenn man sich die Kataloge der internationalen Bibliotheken auf der Webseite www.kvkli.ch/cssk anschaut, auswählt und bestellt, was man braucht. Das weitere Plus wird Einkauf der ausländischen elektronischen Fachbücher (500 bis 600 Titel) für Fachgebiete Pädagogik, Sprachen, Textil, Glas, Design, Architektur und Nanotechnologie. Auf die ersten neuen Zuwächse können sich die Benützer im Laufe des Junis freuen.

 

– Das Kulturereignis des Jahres. Nach Anspruchsvoller zweijähriger Rekonstruktion (360 Millionen Kronen) hat sich am Mittwoch, den 26. Februar 2014, für einige Stunden das ehemalige Stadtbad Franz Joseph I, wo heute die Gemäldegalerie Reichenberg des europäischen Schnittes residiert, den ersten VIP Gästen geöffnet. Außer den rekonstruierten Räumen haben auf die Besucher neue Expositionen, interessante Ausstellungen, Galeriegeschäft und Kaffeehaus gewartet. Am Freitag, den 28. Februar, wurde dann die Gemäldegalerie auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Am Samstag, den 1. März, wurde für Eltern mit Kindern eine bildende Werkstatt auf das “nasse” Thema Schwimmen, Baden, Matrosen und Ähnliches vorbereitet. Die beständigen Expositionen haben die regelmäßigen Besucher in vielem überrascht. Selbstverständlich erschienen hier künstlerische Werke, die lange Zeit in dem Depositorium verborgt waren, aber auch die Konzeption der Expositionen war neu und in einigen Richtungen einzigartig.

Die Exposition der tschechischen bildenden Kunst “Auf den Wellen der Kunst” schließt z. B. die deutsch sprechende Künstler, die in der vorkriegszeitlichen Tschechoslowakei lebten, ein. Diese Einstellung ist im Vergleich mit sonstigen tschechischen Galerien neu und für Spezialisten und Laienöffentlichkeit hat sie eine Reihe von Überraschungen vorbereitet.

Am Platz, wo das Schwimmbecken ist, fanden jetzt die Besucher einen multifunktionellen Saal für thematische Ausstellungen und Konzerte. Die ursprüngliche Wanne hat der sandgestrahlte gläserne Fussboden auf Stahlkonstruktion überdeckt. Ein Unikat sind die Stühle. Dieselben könnte man z. B. in der Bibliothek des Kongresses in USA finden, oder im Dom des Heiligen Peter in Rom. Dem Hauptsaal, voll vom weißen Licht, dominiert eine Statue mit Riesenbeinen, die zum anschauen des Schaffens der Bildhauerin Josefína Jonášová einladet.

Die Haupthalle überraschte mit der Ausstellung der architektonischen Verwegenheiten – Bauten, die in kleinen Städten von der EU sponsert sind.

Weitere beständige Exposition wurde dem bekannten Reichenberger Philanthrop Heinrich Liebieg gewidmet. Er sammelte Kunstwerke seiner Zeitgenossen – der deutschen, österreichischen und französischen Malern, und seine Sammlung hat er im Jahre 1902 der Stadt Reichenberg hinterlassen. Die Gemäldegalerie verwaltet diese Sammlung bis heute und sie zählt zu den wertvollsten, was sie ihren Besuchern anbietet. Diese Sammlung wurde als ein Ganzes vorgestellt und noch dazu wurde sie um historische Möbel, Waffen und weitere Werke der künstlerischen Handwerken, die Beziehung zur Persönlichkeit des Sammlers und Mäzen Heinrich Liebieg haben, ergänzt. Dessen Nachkommen- Baron Paul Ernst von Liebieg mit seiner Tochter Viola und Prinzessin zu Solms mit seinem Sohn Benedikt waren während der feierlichen Eröffnung auch anwesend. Im den nächsten Tagen konnten wir gemeinsam nochmals zusätzlich die Galerie besuchen und in aller Ruhe die Ausstellungen besichtigen. Auch der Zugang in das Depositorium, wo die Nachkommen die nicht ausgestellten Bilder der Familie Liebieg besichtigen wollten, wurde uns ermöglicht.

Die Besucher sahen auch lange nicht ausgestellte Sammlung der deutschen Malerei des 16. – 18. Jahrhunderts. Ab April 2014 wird die Exposition der interaktiven Exponate, die in verspielter Form die Welt der bildenden Kunst nahebringt, ausgestellt. .

Bei der Gelegenheit der feierlichen Eröffnung der Galerie “Bad” wurde vom Rathaus ein Buch mit 144 Seiten über das Gebäude des ehemaligen Stadtbades, mit einer Reihe gegenwärtigen und zeitgenössischen Fotografien vom Interieur des Bades, und reproduzierten Ansichtskarten herausgegeben.

Die neue Galerie ist ein Labyrinth mit der Kunst, wo nicht gesucht wird, aber wo gefunden wird. Die Galerie ist moderner, aufgehellt, bequemer, amüsanter, und bietet mehr Ausstellungen und größere Aufnahme der Kunst an. In diesem künstlerischen Irrgarten suchte sich jeder das seine aus.

Die Gemäldegalerie in Nummern:

3.542 Besucher während drei Tagen, 4 Stockwerke, 2.000 m2, 21.000 Kunstwerke, 4 ständige Expositionen. 8 kurzfristige Ausstellungen, 1 Kaffeehaus, 76 Kleiderschränke, 108 Häkchen für die Mantel, 1 Geschäft mit Souvenir, 80 zusammenlegbare Hocker, 8 Golfkinderwagen und 405 LED Dioden-Lampen.

 

 

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BERZDORF

Am Samstag, den 1. März 2014 wurde ab 11 Uhr in Berzdorf, dank des Vereins der Berzdorfer Freunde, zum vierten Mal die Tradition des Faschings mit Umzug der Masken wieder lebendig. Der Fasching hat die Wurzeln schon in den altgriechischen und römischen Feiern des Gottes Dionýs. Im Laufe der Zeit hat die Feier des Faschings anderen Sinn und Form gewonnen, die charakteristischen Züge haben sich aber bis in die Gegenwart erhalten. Der Fasching ist kein kirchlicher Feiertag, wurde aber in den kirchlichen Kalender eingeordnet und sein Termin wird also nach den Ostern angegeben. Er spielt sich vor dem Aschermittwoch ab, der die vor österliche Fastenzeit eröffnet. Und weil Ostern ein beweglicher Feiertag ist, ist es so auch mit dem Faschingssonntag. Im Leben von vielen Generationen spielte der Fasching eine wichtige Rolle. Er wurde für Bruchpunkt auf der Wende von zwei Jahreszeiten gehalten. Es handelte sich um die Zeit der Wirtschaftsruhe. Es wurden noch zierliche Arbeiten vom vorigen Jahr beendet (die Federn wurden geschlissen, es wurde gespint, das Getreide wurde gedroschen), aber gleichzeitig haben sich alle auf das bevorstehende Frühjahr, Anfang der neuern Wirtschaftssaison, vorbereitet.

 

BUSCHULLERSDORF

Als erste in der Republik und laut der Leitung der Gemeinde vielleicht auch als erste in der Welt ist in Buschullersdorf voll digitale Gemeindechronik. Auf den Internetseiten wurde die Applikation Onlinechronik angelassen. Sie ermöglicht den Chronisten die kulturellen und sportlichen Aktionen übersichtlich verzeichnen und fast augenblicklich sie im Internet publizieren. Die Chronik soll als vollwertiges Fotoarchiv dienen, wohin man leicht eine Menge von digitalen Fotografien legen kann. Heute enthaltet sie Einträge aus den Jahren 2011 – 2013. Man kann sie auf den Webseiten der Gemeinde www.oldrichov.cz finden.

 

ENGELSBERG

Rekonstruktion des Stauwehrs: Die Firma SEDRUS hat sich nach einigen Jahren der Vorbereitungen entschlossen, auf der Lausitzer Neiße ein kleines Wasserkraftwerk erneuern. Zwischen den örtlichen Einwohnern haben die Bauarbeiten Befürchtung aufgewacht über negative Auswirkungen, die das Kraftwerk auf den Spiegel des Flusses und die Umwelt haben könnte. Die Einwohner musste so der Inhaber der Firma beruhigen, der sie versicherte, dass alles im Einklang mit dem Gesetz durchläuft.

 

GROTTAU AN DER NEISSE

Nach 67 Jahren wurde am ersten Wochenende im März in Grottau an der Neiße wieder der traditionelle Fasching gefeiert, bei welchem der Umzug durch die ganze Stadt zog.

 

HABENDORF

Am 22. Februar 2014 fand in Habendorf zum zweiten Mal der Fasching statt. Der traditionelle Umzug fing um 13,30 Uhr an und ging von den “Geschützten Werkstätten Habendorf” entlang des Habendorfer Baches los. Das Schlachtfest servierte selbst der Fleischermeister, es spielte die Volksgruppe Dudáček, sangen die Schüler der Harzdorfer Grundschule und mit den Kindermärchen trat die Bibliothekerin auf. Für die Kinder waren dann Spiele vorbereiten, malen auf das Gesicht und Gestaltungswerkstätte. Das ganze Areal wurde bis in den verspäteten Nachmittag geöffnet.

 

Ich wünsche allen Heimatfreundinnen und Heimatfreunden wunderschöne Spaziergänge und viel Freude während der Osterzeit. Ihre/Eure


Dagmar Neumann.

Veröffentlicht in Aktuelles, Reichenberg heute Liberec.

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