Deutsch-Tschechische Kulturtage in Reichenberg vom 12. bis 15. Mai 2022

Dialog 2022 – Kunst und Bildung –

Die Deutsch-Tschechischen Kulturtage finden alle zwei Jahre abwechselnd in Augsburg und Liberec/Reichenberg statt. Leider musste die Veranstaltung im letzten Jahr auf Grund der Pandemie verschoben werden. Verantwortlich für die Durchführung war dieses Mal die Stadt Liberec, begleitet durch den „Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land“ und dem „Verband der Deutschen in den Regionen Reichenberg und Lausitz-Nordböhmen“.

ie deutsch-tschechische Verbindung zwischen Augsburg, das 1955 die Schirmherrschaft über die vertriebenen Deutschen aus Stadt- und Landkreis Reichenberg übernommen hatte, und Liberec, weiterhin Heimatstadt der verbliebenen Deutschen, Heimatstadt auch all jener, die sich seit 1945 dort niederließen, ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung und Vertiefung der Beziehungen
zwischen den heutigen und ehemaligen Bürgerinnen und
Bürgern.

Kultur in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen leistet dabei einen wesentlichen Beitrag, um Grenzen zu überwinden und Impulse für Freundschaft und Kooperation zu geben. Die Kulturtage „Dialog“ tragen dazu bei, bestehende Beziehungen zu vertiefen und neue Kontakte zu knüpfen. Dieser Dialog ist heute wichtiger denn je. Nur wer sich mit seinem Gegenüber auseinandersetzt, wer sich mit ihm auf Basis der geschichtlichen Tatsachen austauscht, kann zu einem geeinten Europa beitragen.
So zählt zum Programm der diesjährigen Deutsch-Tsche
chischen Kulturtage u. a. die Outdoor-Ausstellung „Europas Werte-Wanderweg“. Die zweisprachige Wanderausstellung geht auf eine Initiative der Europa-Union Bayern zurück. Auf acht Schautafeln, die im Clam-Gallas-Park aufgestellt waren, regt die Ausstellung zum Nachdenken über verbindende europäische Werte an, wie zum Beispiel Menschenwürde, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, die für ein friedliches Zusammenleben und den Dialog notwendig sind.

Eröffnet wurden die Kulturtage jedoch in der Regionalga
lerie Liberec, mit Sitz im ehemaligen Stadtbad, dem Kaiser-Franz-Joseph-Bad. Begrüßt wurden die Anwesenden von den Vertretern der beiden Städte, Jaroslav Zámečník, Primátor von Liberec und Eva Weber, Oberbürgermeisterin von Augsburg. Bestandteil dieses Abends war eine Einzelausstellung mit Werken des 2019 verstorbenen Malers Max G. Kaminski, der zuletzt in Augsburg lebte.

Am Samstagnachmittag wurde das Programm im Reichenberger Begegnungszentrum fortgesetzt. Hier sei nun gesagt, dass der Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land e. V. bei den Kulturtagen durch Volker Patzelt, Vorsitzender, Christa Schlör, stellvertretende Vorsitzende und Kassenwartin, sowie Friedrich Patzelt, weiteres Mitglied im Vorstand, vertreten war. Bei herrlichem Sonnenschein wurden die Gäste im Garten des Zentrums von Vereinsmitgliedern herzlich in Empfang genommen. Umrahmt wurde der Nachmittag von Wolfgang Hefele mit Instrumentalmusik für E-Gitarre. Nach einem ersten Musikstück begrüßte Petra Laurin, Vorsitzende des Vereins der Deutschen in Nordböhmen, die Gäste und stellte den Verein und das Zentrum vor.
Im weiteren Verlauf wurde vom Heimatkreis der Oberbür
germeisterin von Augsburg, Eva Weber, und dem Primátor von Liberec, Jaroslav Zámečník, die Liebieg-Medaille verliehen. Zusammen mit einer Urkunde wurde sie dazu von Volker Patzelt überreicht.

Die Liebieg-Medaille (auch Liebieg-Denkmünze) ist eine Auszeichnung, die 1962 vom Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land e. V. gestiftet wurde. Sie wird in regelmäßigen Abständen an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die heute tschechische Stadt Liberec (deutsch Reichenberg) verdient gemacht haben. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Verbundenheit zur alten Heimat gelegt. Die Denkmünze ist nach der Reichenberger Textilindustriellenfamilie Liebieg benannt. Entsprechend dem Leitspruch der Familie trägt auch die Medaille den Aufdruck „Per laborem ad honorem“.

Ein weiterer Programmpunkt des Heimatkreises war ein Vortrag zum Leben von Rudolf Kauschka. Dazu gab es eine Ausstellung mit Gedichten von Rudolf Kauschka, ergänzt mit Fotografien aus
dem Isergebirge von Sieg
fried Weiß. Die Ausstellung wurde schön gestaltet vom Verband der Deutschen in Nordböhmen vorbereitet.
Neben seiner Rennrodelkarriere war Rudolf Kauschka ein bekannter Bergsteiger in Nordböhmen. Eine Vielzahl der bedeutendsten Klettergipfel seiner Heimat wurden von ihm ab 1904 erstbestiegen. Ab 1906 war er Mitglied der Sektion Reichenberg des
Deutschen und Österreichi
schen Alpenvereins.
Ab 1920 besuchte er jährlich mit Freunden das Gebiet Lasörling in Osttirol, wo sie sich für die Errichtung der Neuen Reichenberger Hütte einsetzten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er nach Kempten im Allgäu, wo er 1960 starb.
Kauschka zu Ehren wurde 1960 von Siegfried Weiß aus
Gablonz eine Gedenktafel an der Friedlander Zinne im Isergebirge angebracht. Auch der Weg zur Neuen Reichenberger Hütte trägt seinen Namen.
Für die Zeit in Reichenberg mit neuen Begegnungen und Erfahrungen danken wir den Gastgebern und allen die zum Gelingen der Deutsch-Tschechischen Kulturtage beigetragen haben.
Interessiert Sie das komplette Programm? Dann schrei
ben Sie bitte unter mail@reichenberg.de oder rufen Sie an: (07141) 2 99 89 90.

Christa Schlör
Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land e. V.

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