NACHRICHTEN AUS DER HEIMAT – Mai 2011

Liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde, im Mai kann man sich über viele Blüten freuen, die Natur bietet das Schönste an und die Menschen genießen es. Dazu sende ich, als kleine bunte Schmetterlinge, wieder einige Neuigkeiten aus der alten Heimat.

BAHNHOF IN REICHENBERG

(Ergänzung zum “Reichenberger Bahnhof” in der März-Ausgabe des RHB)

Das Hauptgebäude wurde im Jahre 1859 als Bestandteil der Eisenbahnstrecke von Pardubitz nach Reichenberg fertig gestellt. Um ihre Bildung hat sich vorwiegend der örtliche Fabrikant Johann Liebieg, Unternehmungsgründer der Textilfabrik, später als Textilana bekannt, Verdienste erworben. Im Jahre 1888 kam hinzu die Verbindung mit Gablonz an der Neiße und im Jahre 1900 folgte die Strecke nach Böhmisch Leipa, so genannte Transversalbahn. Der umfangreiche Untergrund unter dem Reichenberger Bahnhof birgt Luftschutzbunker und Aufzugsschachten. Die Kellerei wurde noch vor dem Bau des einzelnen Gebäudes hergestellt. Bis heute kann man dort z. B. funktionelle Luftschutzbunker finden, aber auch besondere unterirdische Brücken. Aus dem Konstruktionsstandpunkt sind das wahre gemauerte Brücken, die in einigen Abschnitten die Gleisanlage tragen, aber auf der Oberfläche sind sie keineswegs sichtbar. Ähnliche Brücken sind auch von Bächen, Oberwasserkanälen und Kellern, die mit Röhren ausgestattet sind und die Aufgabe haben, die oberflächliche Belastung auf den Stellen tragen, wo Einbruch in die Kavernen droht. Am Anfang des 20. Jahrhundert sollten im Tunnel unter dem Bahnhof sogar Straßenbahnen durchfahren. Der Bahnhof ist heuer schon 151 Jahre alt. Aus der ursprünglichen Endstation wurde ein wichtiger Verkehrspunkt.

CAFÉ POST IN REICHENBERG

Das legendäre Denkmal im Zentrum hat einen neuen Besitzer. Ab den 1. Januar 2011 gehört es jetzt der Polizei. Die Verträter werden jetzt die weitere Bestimmung beschließen. Das Haus im Umkreis des Theaters, dessen Bestandteil ist außer Café Post und des ehemaligen Klub “Postilion” auch der Verwaltungsteil, wird der Polizei als neuer Sitz der Bezirksdirektionstelle dienen. Was konkret mit Café Post sein wird, ist inzwischen noch nicht klar. Einen neuen Betreibenden wird aber nicht leicht sein. Die letzten Gäste wurden im Café Post anfangs 2009 begrüßt, seit dieser Zeit ist es zu. Und das hat nachteilige Auswirkung nicht nur auf seinen einmaligen Innenraum, der reich auf die Stuckverzierung ist. Café Post ist hochwertige Veranschaulichung des wienerischen Stills und wurde im Jahre 1892 vom bedeutendem Cafebesitzer Theodor Cloin geöffnet. Außer einzigartigen Interieur mit einzigartigen Stuckdekoration und Vergoldung hat das Denkmal auch kostbare aussenräumige eklektizistische Fassade. Zusammen mit umliegenden Gebäuden bildet es eine Gesamtheit von Häusern im großstädtischem Still, der ein typisches Muster des Ideals der neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundertwende ist.

DIE VOLKSZÄHLUNG IN DER TSCHECHEI

Vom 25. auf den 26. März 2011 wurde in der Tschechei die Volkszählung durchgeführt. Die Zählkommissaren, Angestellten der Tschechischen Post, haben schon vorher allen Bewohnern die Zählungsbogen verteilt. Abgegeben mussten die Unterlagen bis zum 14. April 2011 sein, sonst konnte man vom Rathaus eine Geldstrafe bis von zehn Tausend Kronen bekommen. Diese nächtsobere Grenzzahl hat sich zu Zeiten der Ersten Republik nicht geändert. Sie galt schon während der Volkszählung im Jahre 1921 und 1930. Noch dazu konnte aber der, welcher die Volkszählung absichtlich vermeiden hat oder beim Ausfüllen gelogen hat, bis zu drei Monaten Gefängnis bekommen. Die Bevölkerung in den böhmischen Ländern hat sich zusammen mit den anderen Bewohnern Österreich-Ungarn zum ersten Male im Jahre 1869 modern zusammengezählt. Und danach bereits jede zehn Jahre mit der Ausnahme des Kriegsjahres 1940. Vorerst haben die Geistlichen und Obrigkeit, danach Lehrer und Angestellten des Bezirksamtes und Menschen, die von der Ortschaftsgemeinde eingestellt wurden, zusammengezählt. Heuer sind das erstmalig die Postangehörigen. Neu konnten auch die Leute die Bogen elektronisch ausfüllen und zum ersten Mal haben die Archen auch die Obdachlosen ausgefüllt. Heuer haben die Leute nicht mehr das Mussfeld, was die Gesundheit betrifft, ausgefüllt. Das Jahr 1970 war überhaupt die neugierigste Volkszählung in der Geschichte. Die Bewohner mussten über ihr Wohnungswesen und Lebensstandard bis unangenehm viele Sachen verraten.

GROTTAU AN DER NEISSE

Nach mehr als zehn Jahren wird in Grottau wieder das Kino sein. Dank der Dotation der Europäischen Union wurde im Stadtzentrum ein multifunktioneller Saal erbaut, der nicht nur für übliche Projektionen, sondern auch für immer beliebtere 3D Vorführungen ausgestattet ist. Der Saal wird aber auch für Konzerte, Theatervorstellungen, Kongresse und gesellschaftliche Veranstaltungen dienen. Der neue Saal ist Bestandteil des multifunktionellen Zentrums Dreiländereck, das im Rahmen des grenzübergreifenden Projekts, finanziert vom Programm Ziel3 Tschechei-Polen, entstanden ist. Dank diesem Umstand wurde auch das historische Haus Nr. 71 am “Oberem Marktplatz” rekonstruiert. Das Haus mit Fachstockwerk ist ein wertvolles Denkmal.

Einen wunderschönen Monat Mai wünscht allen herzlich Dagmar Neumann.

Veröffentlicht in Aktuelles, Reichenberg heute Liberec.

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