NACHRICHTEN AUS DER HEIMAT – März 2012

Liebe Heimatfreundinnen und Heimatfreunde,

nach dem langen Winter meldet sich wieder langsam der Frühling mit den ersten Blumen und warmen Sonne. Dazu wünsche ich auch etwas Wärme im Herzen beim Durchlesen der Nachrichten aus Reichenberg.

 

WEIHNACHTEN IN REICHENBERG

Am ersten Adventsonntag wurde vor dem Rathaus um 16 Uhr der Weihnachtsbaum feierlich beleuchtet. Der Weihnachtsmarkt mit verschiedenen Buden bot allerhand weihnachtliche Geschenke an, auch Bratwurste, Glühwein und Süßigkeiten. Vom Rathausbalkon strömten Weihnachtslieder, die die verschiedenen Gesangschöre gesungen haben. Die Weihnachtsstimmung war sehr schön, nur der Schnee fehlte; erst am 20. Dezember konnte man sich über die weißen Flocken freuen, auch wenn sie ziemlich nass waren. Der Jeschken war schon zwei Wochen vorher weiß bedeckt und bleibt so noch lange…

Am traditionellen Weihnachtsmarkt und im Informationszentrum konnte man neu einen unikaten goldenen Stadtdukaten, den Reichenberger Ritter im Wert von 40 Kronen, der zum Hit wurde, kaufen. Er wurde zum Zahlungsmittel, wertvollen Erinnerungsstück und örtlichen Merkwürdigkeit für Bewohner, Wanderer und Sammler. Die Dukaten wurden in der Gablonzer Staatsmünzstätte geprägt. So wurde Reichenberg die fünfte Stadt in der Tschechischen Republik, wo man eigenen Lokaldukaten kaufen kann. Der Dukaten wiegt 13 Gramm und im Durchschnitt misst er 3 Zentimeter. Die eine Seite stellt das Symbol von Reichenberg dar – den Ritter, die zweite Seite das städtische Wappen. Für Sammler konnte man den Reichenberger Ritter in repräsentativer Packung bekommen, oder auch als Weihnachtsgeschenk. Es wurden 20 tausend Stücke hergestellt. Mit dem Dukaten kann man bis Ende Dezember 2012 in Geschäften und Restaurants bezahlen.

 

ÜBER REICHENBERG WIRD RAT DER ARCHITEKTEN WACHEN

In Reichenberg fehlte schon lange Jahre ein städtischer Architekt, der über bauliche Tätigkeit in der Stadt wacht. Ab den 1. Januar 2012 entstand so am Magistrat das Ressort des Hauptarchitekten, der diese Funktion sichern wird. Reichenberg hat sich nicht immer baulich so entwickelt, so dass manche Bauten keine Kontroverse ausgelöst haben. Manche Bauwerke sind nicht völlig gut gelungen, manche wurden in die bestehende Umgebung mit Gewalt eingesetzt. Nicht umsonst wurde schon in der Vergangenheit in fachlichen und auch laienhaften Kreisen über nicht kohärente Reichenberger städtische Architektur gesprochen.

Viele Reichenberger, die sich um ihre Stadt interessieren, haben auf die Abwesenheit der Abteilung des Hauptarchitekten hauptsächlich in den letzten Jahren aufmerksam gemacht. Sie erwarteten dies gleich in den ersten Tagen des Jahres 2012, wenn als Bestandteil der neuen organisatorischen Struktur des Magistrats die Abteilung des Hauptarchitekten entstand. Die neue Abteilung übernimmt die Aufgaben des früheren Ressorts der Strategie und Gebietskonzeption, sie wird ergo für die Gebietsplanung sorgen, wird aber auch die neue Abteilung der Urbanistik und Baukunst leiten.

Interesse der Stadt ist, einen wirklich geübter Partner in Sachen der Gebietsleitung bilden, die Projekte beurteilen und Ähnliches. Deshalb entsteht während des ersten diesjährigen Vierteljahrs eine fachliche Beratungsbehörde – Rat der Architekten. Dieser, gemeinsam mit der Abteilung der Urbanistik und dem ganzen Ressort des Hauptarchitekten, wird das Amt des Stadtarchitekten bekleiden. Die Abteilung des Hauptarchitekten, zusammen mit dem Rat der Architekten, werden direkten Einfluss auf die Entwicklung und Form der öffentlichen Plätze, die Verkehrswege und städtische Grundstücke haben.

Der Rat der Architekten wird gleichzeitig Beratungsorgan der Stadtführung sein. Seine Meinung soll großen fachlichen Wert haben, namentlich bei Gebietsverfahren, wenn über die Bauten entschieden wird. Und der Rat sollte so starke Position haben, dass das Bauamt bei Verfahren seine Stellung beachtet.

Das Auswahlverfahren für die Mitglieder des Rats der Architekten endet am Ende Januar. Der Rat soll fünf Mitglieder haben. Es soll ein funktionelles Beratungsorgan entstehen, das das Aussehen und Funktionalität der Stadt und damit auch die Lebensqualität in Reichenberg verbessern hilft. Das Modell der Beratungsgruppe der Spezialisten ist effektiver, als ein bestimmter Stadtarchitekt.  

 

NEUE FIRMA AUS REICHENBERG VERBINDET DIE WELT DER NANOTECHNOLOGIE DURCH EINEN PORTAL

Die Tschechische Republik gehört zur Spitze im Bereich der Nanotechnologie. Sie verdankt den Leuten aus Reichenberg, die als ersten die Nanofasern industriell erzeugten. Nanofasern sind als Material des dritten Jahrtausend benennt. Sie sollen eine Revolution in der Medizin, Elektrotechnik und vielen weiteren Bereichen bringen. Die Firma, wo man die Maschinen für die Herstellung der Textilprodukte mit Durchschnitt kleiner als ein Mikrometer erfunden hat, verlässt ihr Gründer Ladislav Mareš. Er will Vermittler zwischen Forschern und Geschäft werden. Vor einigen Jahren gründete er die Firma ELMARCO, wo er jetzt seinen Mehrheitsanteil verkaufte. Er bleibt aber in der Firma weiter als Minderheitsteilhaber. Elmarco hat eine aufgebaute Position des Weltleaders in der Herstellung der Technologien für die industrielle Erzeugung der Nanofasern. Es wurden schon mehr als hundert Maschinen verkauft. Die Firma hat Märkte, Kunden und Produkte. Jetzt ist es notwendig, dass am Markt am meisten Applikationen sind. Manche Lösungen können auf bedeutende Art verschiedene Bereiche beeinflussen, wie z. B. reines Wasser oder Umwelt. Es wird schon mit den Universitäten auf das Thema Behandlung des Trinkwassers oder alternative Energiequellen zusammengearbeitet. Die Firma ist die erste und bis jetzt einzelne in der Welt, die Maschinen für industrielle Erzeugung für Nanofasern-Materiale erzeugt. Am Anfang stand die Entdeckung der Reichenberger Technischen Universität, konkret des Professors Oldřich Jirsák. Die Firma Elmarco hat die Lizenz abgekauft, und so kann sie die Maschinen laut Anforderungen der Kunden aus der ganzen Welt erzeugen. Die Menschheit befasst sich mit dem Gedanken der Nanomaterialen vielleicht schon hundert Jahre, aber der Einfall, wie sie industriell und so auch billiger erzeugt werden, entstand erst hier. In der Firma entstand auch die erste anorganische Linie – spezielle Maschine erzeugt Nanofasern aus verschiedenen Oxiden. In der nahen Zukunft kann man diese Nanofasern in der Kosmetik, bei den Solarelementen oder Katalysatoren geltend machen. Das erfolgreichste Produkt ist zurzeit der Luftfilter und die Textilmembrane.    

Die neue Firma heißt NAFIGATE und wird sich mit dem Aufschwung des Marktes mit Nanofasern-Produkten beschäftigen. Es werden neue Kontakte zwischen den Hochschulen und Firmen gebildet. In der Datenbank sind mehr als fünf hundert Universitäten, die sich mit der Entwicklung der Nanofasern beschäftigen. Das Hauptziel ist das Asien. Start und Sitz wird in Singapur sein.  

 

IM REICHENBERGER EINKAUFSZENTRUM PLAZA WURDE DIE URZEIT LEBENDIG

Am 1. Februar 2012 wurde hier der neue Dino-Park in zwei Stockwerken auf fast 5.000 m2 geöffnet. In der Tschechischen Republik sind vier Außen-Dino Parks und ein in der Slowakei. Der in der Plaza ist der einzige unter dem Dach, und so kann er das ganze Jahr geöffnet sein. Die Expositionen sind so konzipiert, dass sie nicht nur Vergnügen, sondern auch Belehrung gewähren. Der Reichenberger Dino Park ist der am meisten komplett und am besten technisch ausgestattete. Den Besuchern zeigt er unseren Planet vom Anfang seiner Entstehung bis zur Moderne. Die Echsen aus dem Erdmittelalter sind aus Kunststoff, Glas und Gips; beschallt und beweglich schauen sie wie authentisch aus. Sie entstanden in Zusammenarbeit mit Paläontologen und Archäologen. Die Modelle der Echsen sind an die Computer angeschlossen und die Besucher überrascht auch breite Palette der Ton- und 4D-Effekte. Außer Achsen ist Bestandteil der Exposition auch ein Modell des Mammuts (die Temperatur in der Umgebung erinnert auf die Eiszeit), oder Behausung des Neandertalers. Es sind hier nicht nur Repliken. Authentische Exponate bilden z. B. Fossilien oder echter Mammut-Stoßzahn. Die Besucher können sich auch auf Nebel und einen Wasserfall freuen, man kann sich sogar vom echten Regen während des Gewitters nass machen lassen und die Kinder erwartet ein Mutpfad.  

 

STRASSENIGLU EMPFING IN FEBRUAR 2012 DIE ERSTEN GÄSTE

Fünfzehn Meter lang, sechs Meter drinnen hoch und mit Wänden 1,5 Meter stark ist das Stassen-Iglu zwischen Einkaufszentrum Forum und Kulturhaus in Reichenberg. Die Freiwilligen von der Reichenberger Happening-Bewegung haben es geschafft: Innen ist eine Eis-Bar geöffnet. Seit dem Öffnungstag am 4. Februar wird heißer Tee, Kaffee, Glühwein und nach Vereinbarung auch Frühstück, Mittagessen oder Pausenbrot angeboten. Eine fünfzehn Meter lange Eis-Rutschbahn und ein Eislaufplatz, der gleich neben der Schneehütte ist, ist auch zur Verfügung. Dank den starken Frösten, die schon ab Ende Januar herrschten, war es möglich, diese Alternative für Freizeitwert vor allem den jungen Leuten, anzubieten.

 

KRATZAU

Die Spinnerei, Weberei und jetzt Papierfabrik – solche ist die Geschichte des Fabrikgebäudes, wo die Firma Branaldi seine Zweigstelle öffnete. Die Firma hat das Jugendstilobjekt gefühlvoll rekonstruiert und mehr als hundert Leuten, die schon den zweiten Monat auf den neuen Produktionslinien im Probebetrieb arbeiten, die Arbeit gegeben. Die tschechische Papiergesellschaft mit 15jähriger Tradition hat ihren Sitz in Brandýs an der Elbe. Sie investierte in einen nicht ausgenutzten, mehr als ein Jahr leeren Brownfield, und baute keinen neuen Betonbetrieb auf der grünen Wiese. Es ist schön, dass die Inhaber das Gepräge des Gebäudes nicht beschädigen wollten und haben sie es als technisches Gedächtnis bewahrt.

Im Objekt, das Ende des 19. Jahrhunderts die Reichenberger Projektionsfirma Gustav Sachers und Söhne unter dem Einfluss der Sezession und damals aktueller niederländischer Baukunst entworfen und erbaut hat, war ursprünglich eine Färberei, später Spinnerei. Ab dem Jahre 1975 wurde das Objekt zu ersten Spinnerei ohne Spindel in der Wollindustrie. In den Jahren 2003 bis 2009 war hier eine Weberei der Gesellschafft Interlana, die die Firma Lainier de Pacardie besaß. Kratzau hat hervorragende Lage für Auslieferung Richtung Polen, Deutschland und weitere Lände. Die Firma Branaldi hat nämlich Ambitionen, die Eins im Bereich der Kartonage in Mittel- und Osteuropa zu werden. Von dem zeugt auch die Expansion, die sie von einigen Jahren Richtung Osten einleiteten. Ab dem Jahre 2001 haben sie ihre Zweigstelle in Ungaren und sie errichteten neue Geschäftsvertretung in Ungaren, Polen, Litauen, Russland, Bulgarien, Rumänien, Deutschland und Ukraine. Nach Kratzau hat die Firma moderne Technologie angekauft, unter andere auch in-line weilende Maschine Asitrade. Diese Produktionslinie hat eine Konfiguration, der nur eine Vorrichtung in Australien gleichsteht. Die gesamte Investition in dem Kratzauer Betrieb war neun Millionen Euro (fast 250 Millionen Kronen).

Der weiteren Entwicklung der Gesellschaft soll eine Vereinigung von Branaldi mit dem Hersteller der Wellenpappe Thimm Packaging nachhelfen. In Kratzau haben beide Firmen während der offiziellen Eröffnung der Produktion verlautbart, dass die Firma Thimm in Branaldi 20% Anteil erworben hat, was vor allem Erweiterung des Angebots für die Kunden erhöhen sollte.

Es ist gut, dass hier ein neues Unternehmen entstand, das sich mit etwas anderem beschäftigt, als mit Erzeugung von Autoteilen. Es ist nicht gut, wenn sich die Industrie nur auf einen Zweig spezialisiert, das noch dazu häufigen Krisen unterliegt. Und dazu zurzeit, wenn hier die Firma Grupo Antonín 170 Arbeitsplätze aufgehoben hat und nach dem letzten Hochwasser die Stadt verlassen hat.

 

ERKLÄRUNG ZUR „BERICHTIGUNG ZU DEN NACHRICHTEN AUS DER HEIMAT IM DEZEMBER-HEFT“

Richtig betrifft es die Doppelnummer-Ausgabe Oktober-November 2011. In meinem Bericht „Reichenberg, die Stadt der Skulpturen“, den ich einige Monate vorher zusammengefasst habe, kam es vor dem Abdrucken nicht mehr zur Korrektur von zwei Fakten, und zwar, dass die Straßenbahnhaltestelle am Tuchplatz, wo die „Goldenen Bänkchen“ stehen, aufgehoben wurde, und die „Vögel“ vor dem Rathausplatz inzwischen links vor dem Haupteingang zum ZOO installiert wurden.

Was aber weiter den „Straßenbahn Verkehr in Reichenberg“ betrifft, fängt die Trasse der Straßenbahn Nr. 5 (Reichenberg-Maffersdorf) und Straßenbahn Nr. 11 (Reichenberg-Gablonz an der Neiße) ab der Haltestelle „Das Viadukt“ an, und zwar Richtung Bahnhof, Stadtzentrum Fügnerova Straße bis zur Haltestelle „Neurode“ zweigleisig, überquert so noch die Hauptstraße Reichenberg-Gablonz an der Neiße und erst nach einigen Metern schreitet die Straßenbahn als eingleisig vor.

Ich bedanke mich beim Herrn Theodor Horn für seine Aufmerksamkeit und bitte die Leser des Reichenberger Heimatblattes um Entschuldigung für die ungenauen Informationen.  

 

Angenehme Spaziergänge in der Natur bei schönem Wetter wünscht allen herzlich

 

Dagmar Neumann.

Veröffentlicht in Aktuelles, Reichenberg heute Liberec.

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