In wenigen Tagen werden sie sich wieder auf ihre Rennmaschinen legen, mit viel Schwung in den Eiskanal eintauchen und auf Medaillenjagd gehen. Die Rennrodler suchen den Europameister 2014 in Sigulda, Lettland. Es werden die 45. Europameisterschaften sein, die die Rennrodler austragen; die 45. Meisterschaften seit der ersten Europameisterschaft, die 1914 also vor 100 Jahren ausgefahren wurde. Reichenberger Sportbegeisterte hatten die Rodelbahn kurz zuvor am Hausberg der Stadt Reichenberg (heute Liberec) errichtet. Rennrodeln auf Kunsteisbahnen war damals noch ein recht junger Sport, der hier seine internationalen Anfänge machte. Denn erst 1910 fand überhaupt ein Rodelrennen auf einer Kunsteisbahn statt. Der erste Weltkrieg und die staatlichen Umbrüche danach verhinderten die regelmäßige Durchführung von weiteren Europameisterschaften. So fand die nächste Meisterschaft erst 1928 statt.
Vor 100 Jahren hieß der Sieger Rudolf Kauschka; er kam mit deutlichem Abstand als erster ins Ziel. Rudolf Kauschka, 1883 in Fugau geboren kam nach seiner Ausbildung nach Reichenberg. Er machte sich als Rennrodler und Bergsteiger einen Namen. Als er Anfang Februar 1914 auf seinen Rodel stieg, hat er nicht geahnt, dass sein Name auch 100 Jahre später noch in den Annalen der Rennrodler auftauchen würde. Mit seiner Goldmedaille 1914 und seiner Silbermedaille 1928 im Einzel-, sowie seiner Silbermedaille im Doppelsitzer zählt er auch heute noch zu Besten Europas.
Lesen Sie hier einen Bericht der Neuen freien Presse vom 4.2.1914
Unter den Top Ten der Europameisterschaftsbesten rangiert ein weiterer Reichenberger Sohn. Fritz Preissler 1908 in Hanichen geboren machte es ihm 1928 bei der zweiten Europameisterschaft nach und bezwang Rudolf Kauschka, der hinter ihm den zweiten Rank eroberte. Im Doppelsitzer gelang den Beiden noch ein zweiter Platz im Jahr 1929 als Fritz Preissler seine Goldfahrt von 1928 wiederholte. Zehn Jahre später sollte er dann wieder auf Reichenbergs Rodelbahn seinen dritten Europameistertitel einfahren. Damit liegt Fritz Preissler in der ewigen Bestenliste aktuell auf Platz 9.
Die beiden Deutschböhmen sorgen dafür, dass die Tschechoslowakei in der Nationenwertung auf Rang 4 liegt.
Diese Zeiten sind lange vorbei. Rennrodeln hat sich zu einer Domäne der deutschen, österreichischen und italienischen Sportler entwickelt. Bei den Männern und den Frauen teilen sich diese Nationen die ersten Plätze regelmäßig unter sich auf. Ob dies auch in wenigen Tagen der Fall sein wird, wird sich zeigen, denn viele Sportler bereiten sich auf die Olympischen Spiele vor und werden die Europameisterschaften nicht besuchen.